Show

Keep Calm, it’s just a dog show

Ein Ausstellungstag ist kein normaler Alltag, das wäre gelogen. Es ist nicht alltäglich mit so vielen Menschen und Hunden in engen Hallen aufeinander zu treffen. Häufig geht es laut und hektisch zu und wir erwarten dann von den Hunden dies ohne Wenn und Aber wegzustecken. Also nicht unbedingt die üblichen Bedingungen aus dem täglichen Zusammenleben.

Aber es ist möglich den Hund und sich auf diese Situation vorzubereiten, um diesen so „locker“ wie möglich zu meistern. Dazu gehört neben dem Training für die Zeit im Showring selbst, für uns vor allem:

  •  1. Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Hund
  •  2. „Natürliche“ Vorbereitung im Zusammenleben
  •  3. Ringtraining
  •  4. Rücksichtnahme auf den Hund

Zu Punkt 1: Vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Hund

Das Vertrauen zwischen Mensch und Hund ist absolute Basis für das Zusammenleben, Training und Meisterung aller Situationen, die sich im Laufe der Zeit ergeben. Wenn der Hund zu seinem Menschen eine gute Bindung hat, ihm vertraut und weiß was von ihm erwartet/verlangt wird, dann ist – meiner Erfahrung nach – nicht mehr viel nötig, um gemeinsam durchs Leben zu gehen, und auch schwierigere Aufgaben zu meistern. Meine Hunde sollen immer das Gefühl haben, dass sie sich auf mich verlassen können und gerne mit mir zusammenarbeiten – dh nicht aus Angst vor Strafe etwas tun oder nicht tun. Letzteres würde mir sehr zu denken geben, und ist nicht der richtige Weg für uns.

Zu Punkt 2: „Natürliche“ Vorbereitung im Zusammenleben

Wie bereits beschrieben ist ein auf Vertrauen basierendes Verhältnis das A und O, um mit den Hunden durch dick und dünn zu gehen. Für mich und mein Rudel gesprochen: ich überlege nicht 100x ob etwas geht, gehen könnte, was uns dort evtl erwartet, ob es dies und jenes Problem geben könnte – einfach machen!

Vielleicht klappt dies bei uns so gut, weil die Hunde mir scheinbar vertrauen und ein souveränes Wesen besitzen. Keine Ahnung, aber ich denke über vieles einfach nicht im Vorfeld nach oder trainiere es extra, es klappt wenn wir vor der Situation stehen.Damit meine ich die unterschiedlichsten Situationen im Alltag, auf Ausflügen, Spaziergängen und Reisen. Sofern Hunde erlaubt sind kommen sie schon als Welpe immer mal mit, um so viel wie möglich kennenzulernen und zu meistern – natürlich in altersentsprechender „Dosis“. Auch wenn meine Hunde nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen, da wir meist mit dem Auto unterwegs sind, lernen sie es kennen. Und zwar ohne dabei ein Drama draus zu machen: mitnehmen, einsteigen, gut ist. Oder Fahrstuhl fahren, Menschenmengen in der Wiener Innenstadt, Einkaufszentren etc.Im Urlaub bei unseren Wandertouren ist es vielleicht mal nötig die Seilbahn zu nehmen, kann ich zuvor schwer üben. War aber bisher nicht einmal ansatzweise ein Problem, einsteigen und los geht’s.

Bitte nochmal: ich spreche hier von meinen Hunden, die von Welpe an bei mir sind, Vertrauen zu mir haben und ich ihnen vermittle was in den Situationen von ihnen verlangt wird und sie dafür selbstverständlich belohne.Dieses lockere „Bewältigen“ in unserem Leben hilft bestimmt auch mit, dass meine Hunde die Ausstellungsatmosphäre so easy meistern. Denn selbstverständlich ist es – gerade in den Hallen – oft eng, laut, sehr viele Hunde und Menschen geballt auf begrenzten Plätzen, ein Paradebeispiel an Reizüberflutung sozusagen. Daher gibt es für mich ein paar wichtige Punkte, die ich für meine Hunde immer berücksichtige – siehe Punkt 4.

Zu Punkt 3: Ringtraining

Selten besuche ich ein spezielles Ringtraining, weil ich meinen Hunden generell gewisse Basics beibringe, die für den Ring ebenfalls nützlich sind. Dazu gehören das Ansehen der Zähne, das Abtasten, das Stehen und Laufen. Das geschieht schon im jungen Alter ohne Druck, dafür mit viel Lob und Bestätigung. Konsequenz gehört hier auf jeden Fall dazu, alleine schon weil es für mich selbstverständlich ist meinem Hund in jeder Situation ins Maul sehen zu können, die Zähne anzusehen und den Körper abzutasten. Ist auch für den Tierarztbesuch ein absolutes Muss meiner Meinung nach.

Zu Punkt 4: Rücksichtnahme auf den Hund

So, nun zum Showtag: meine Hunde werden am Vortag gegroomt und sind somit mal zu 95% ready vom „Styling“ gesehen. Vor Ort wird nur vor dem Reingehen in den Ring kurz drüber gebürstet und das letzte Fine Tuning gesetzt, aber ich betreibe keine großartigen Vorbereitungen mehr vor dem Reingehen. Weniger ist oft mehr.Für mich persönlich ein absolutes No-Go ist die Bürste im Ring – ich würde niemals im Ring mit Bürste im Hosensack oder im Rücken in der Hose eingeklemmt laufen und im Ring nochmal rumbürsten. Mag ich einfach nicht. Was mir viel wichtiger ist: meine Hunde sind gebadet und gegroomt, vor allem sauber und gepflegt – by the way: leider nicht immer selbstverständlich für manche Aussteller.Also soweit so gut, was am Showtag wichtig ist:

  •  ein möglichst „gemütliches“ Platzerl suchen – ist in Hallen oft schwieriger – aber nach Möglichkeit sind die Hunde zumindest von einer Seite ein wenig geschützt und können es sich auf gemütlich machen
  •  Box oder Gitter zum Rückzug und zur Erholung, wenn wir nur einen Hund mithaben ist dies oft nicht nötig, da sie direkt bei uns auf einer Decke liegen und wir sie mit den Sesseln „einkreisen“
  •  Wassernapf! Ganz wichtig, immer für frisches Wasser sorgen
  •  Niemals lasse ich meine Hunde ohne Aufsichtsperson alleine am Platz! Niemals!
  •  Dem Hund immer ausreichend Zeit und Möglichkeit geben sich im Freien zu lösen! Auch mal zwischendurch rausgehen!
  •  Der HUND ist wichtig, er würde bestimmt lieber schnüffelnd im Wald spazieren als den Tag auf einer Show verbringen. Daher sind wir es ihm schuldig den Tag so angenehm wie möglich zu gestalten und auf ihn Rücksicht nehmen. Also Konzentration auf den Hund – vor allem auch fernab der paar Minuten im Ring.

Und ganz wichtig: egal wie andere mit ihren Hunden umgehen, trainieren, sie im Ring handeln etc.: wir lassen uns davon nicht beeinflussen! Meine Hunde sollen an lockerer Leine im Ring laufen und auch im Stand frei präsentiert werden – ohne an straffer Leine oder an der Halsung hochgezogen zu werden. Wenn davon eine Platzierung abhängt ist das so, aber ich werde es deshalb trotzdem nicht machen. Es ist und bleibt eine Hundeausstellung, nicht mehr und nicht weniger. Selbstverständlich freuen wir uns über gute Bewertungen und Platzierungen, aber ganz ehrlich: Keep calm, it’s just a dog show! Keine Bewertung der Welt ändert etwas an unserer Liebe zu unseren Hunden.