Allgemein,  Gesundheit

Gefahrenquelle: Stöckchen

Die meisten Hundehalter kennen das Spiel mit dem Holzstöckchen wenn sie unterwegs sind. Es ist simpel, Holzstückchen sind in der Natur zu finden und das Spiel scheinbar harmlos: Ein Holzstück wird geworfen und/oder der Hund läuft voller Freude damit herum. Viele Hunde legen sich lieber hin und knabbern an den geworfenen Ästen herum. Diese Arten des Spielens bzw. der Beschäftigung bringt jedoch eine enorme Verletzungsgefahr mit sich. 

Ehrlich gesagt hatte ich mir lange Zeit auch wenig Gedanken gemacht wie gefährlich dies sein kann. Zum Glück habe ich schon vor Jahren jegliches Spiel mit Ast & Co verboten, nach einem harmlos ausgehenden Zwischenfall bei meinem Aussie Henry. Beim Spaziergang auf der Donauinsel schnappte er sich einen Ast mit einigen Abzweigungen und meine Nichte spielte mit ihm. Plötzlich beendet er das Spiel und versuchte mit der Pfote etwas aus dem Maul zu bekommen. Als ich das Maul öffnete habe ich schnell den Grund dafür gefunden. Ein kleines Stück Ast ist im Oberkiefer zwischen den hintersten Zähnen steckengeblieben. Ohne Verletzung konnte ich das Stück vorsichtig entfernen. 

Seit diesem Zeitpunkt ist bei uns ausnahmslos kein Spielen, Tragen, Apportieren und Laufen mit einem Holzast – Stöckchen erlaubt. Selbst beim Zerkauen und Knabbern an Ästen kann es leicht zu Verletzungen durch Holzsplitter im Maul- und Rachenbereich, oder auch in der Luft- und Speiseröhre kommen. 

Jayden's Unfall im Oktober 2022

Trotz aller Vorsicht und dem Tabu des Spielens mit Holz, Ast & Co, hatte Jayden im Alter von etwas mehr als 3 Monaten leider einen schlimmen Unfall. Meine Mum war mit den Hunden im Garten und ich arbeitete im Home Office. Vor allem die Youngsters hatten viel Spaß und waren an den abgeschnittenen Blättern und Ästen sehr interessiert. Da es sich um biegsame und nicht splitternde Stücke handelte war sich in diesem Moment ehrlich gesagt niemand der Gefahr bewusst. 

Bis zu diesem Moment als ein furchtbares Schreien eines der Welpen zu hören war.  Jayden hatte ein Stück Ast im Maul stecken und lief damit panisch unter die Pergola. Die anderen Hunde waren alle sehr aufgeregt um ihn herum. Meine Mum konnte ihn einfangen und zog den Stock aus dem Maul. In der Zwischenzeit war ich im Garten angekommen, übernahm Jayden und ging mit ihm ins Haus. 

Dort habe ich ihn - unter strenger Beobachtung seiner Mum Sydney - in Ruhe untersucht. Er hat sich brav ansehen lassen, jedoch hielt er nicht lange genug still, um das Maul genau zu untersuchen. Es war keine Verletzung oder Blut sehen. Meine Mum meinte am Stock war jedoch etwas Blut. Also bin ich nochmals raus um mir das Stück Ast genau anzusehen. Es war glatt, nicht spröde und splitterte nicht. Und dann entdeckte ich an einem Ende ein Stück Fleisch. Oh Mann, ich war erschrocken und dachte: Was zum Teufel ist das bitte?

Also keine Zeit mehr verlieren: wir haben uns mit unserer Tierärztin in der Ordination getroffen. Während der Fahrt wurde Jayden immer ruhiger und hat etwas gesabbert. Die Ärztin musste ihm eine leichte Sedierung geben, da sie nur so die Chance hatte den Maul- und Rachenbereich in Ruhe zu prüfen. Dabei wurde schnell klar woher das Stück Fleisch kam: es war die linke Mandeltasche. Der Ast war am Ende so scharfkantig und hat dadurch mit einem Schnitt die Mandeltasche abgetrennt. Zum Glück war es "nur" die Mandeltasche, und nicht die Mandeln oder ein Blutgefäß, denn da hätten wir es mit lebensbedrohlichen Blutungen zu tun gehabt. Durch den "sauberen" Schnitt gab es fast keine Blutung und die Wunde sollte innerhalb weniger Tage gut verheilen. Mit Antibiotika versorgt ging es für uns wieder nach Hause. Unsere Tierärztin warnte uns vor, dass wir mit dem Anschwellen des linken Lymphknotens rechnen müssen, da dieser durch die Verletzung bestimmt reagieren würde. Nun galt es zu hoffen, dass die Antibiotika eine eventuell eintretende Infektion durch das verunreinigte Stück schnell aufhalten.

Daheim angekommen wurde Jayden sofort von Mama Sydney in Empfang genommen und von ihr betüdelt. Sie blieb ständig an seiner Seite und hat sich so lieb um ihn gekümmert. Das Anschwellen des Lymphknoten ließ nicht lange auf sich warten. Das Coolpack in einem Waschlappen hat der junge Mann dankbar angenommen. Er war sehr müde von all der Aufregung, den Schmerzen, dem Tierarztbesuch, der Sedierung und den Behandlungen.

Mit unserer Tierärztin blieb ich den gesamten Abend in Kontakt, vor allem auch als er weiter schwächer wurde und dann noch Fieber bekam. In Absprache mit der Tierärztin haben wir fiebersenkende Medikamente verabreicht, den armen Kerl mit einer Infusion Kochsalzlösung versorgt und auf allen Pfoten kalte Umschläge gemacht. Der arme Kerl war echt fertig mit der Welt und hat alles über sich ergehen lassen.

Wir kämpften gegen die Infektion und das hohe Fieber an. Die gesamte Nacht habe ich stündlich Fieber gemessen und an die Ärztin berichtet. Zu Beginn sah es nicht gut aus, und wir haben schon befürchtet in eine Notfallklinik fahren zu müssen. Meine Sorgen wuchsen und Jayden hat mir so verdammt leid getan. Keine Minute habe ich ihn aus den Augen gelassen und die Coolpacks immer wieder getauscht.

In den frühen Morgenstunden hatte das mühsame Warten und Hoffen ein Ende: Das Fieber begann zu sinken. Juhuuuuuuu, was für eine Erleichterung. Es ging Jayden langsam immer besser, da die Antibiotika endlich wirkten und die Infektion aufgehalten haben. Im Laufe des Tages wurde er wieder mehr und mehr zu unserem frechen Junghund mit dem ewigen Grinsen im Gesicht.

Man möge mich übervorsichtig und hysterisch nennen in Bezug auf meine Null-Toleranz-Stockspiel-Einstellung, aber mir hat dieser Unfall gezeigt wie schnell es gehen kann. Und es ist mir egal wie viele Hunde damit spielen oder daran knabbern und es passiert doch meistens nichts. Ich denke die meisten Hundebesitzer denken einfach nicht an die Gefahr und denken sich absolut nichts dabei. Es reicht aber dieses eine Mal, und wenn etwas passiert kann es wirklich böse enden.