
Das Wunder Leben entsteht: Von der Planung bis zur Geburt
Die Monate im Frühjahr 2022 waren mit einigen Arbeiten im Garten sehr intensiv und anstrengend. Bin über das Ergebnis mega happy und freue mich die Zeit mit unseren Hunden im Garten noch mehr genießen zu können, und auch für die Welpen einen fixen gemütlichen Platz mit viel Schatten zu haben. Da kam mir der Gedanke einen Blog über die gesamte Zeit von den Planungen eines Wurfes bis zur Geburt zu schreiben: Überlegungen zum Deckrüden, Kontakt zum Deckrüden-Besitzer, Untersuchungen im Vorfeld, die Deckreise, der Trächtigkeit, den Vorbereitungen im Welpenzimmer, die spezielle Betreuung der Mama, bis zur ersehnten – hoffentlich reibungslosen Geburt.
Verantwortung für unsere Lebewesen
Ein Wurf sollte niemals „einfach so“ gemacht werden, weil man EINMAL Babies haben möchte und dieses Erlebnis sicher „nett“ wäre, die Hündin bestimmt gerne mal Welpen hätte und man ihr diese Möglichkeit geben möchte. Das sind die falschen Beweggründe und hat mit seriöser Hundezucht nichts zu tun. Es gehört schon wesentlich mehr dazu. Als Züchter übernimmt man die Verantwortung für Lebewesen und trifft Entscheidungen über deren Leben. Zucht muss IMMER unter dem Gesichtspunkt „zum Wohle des Hundes“ gesehen werden. Verantwortungsvoll zu züchten ist mit Zeit, Kosten, Aufwand, Freude, Schmerz, Geduld, Recherche, Liebe und Hingabe verbunden.
Zur Wurfplanung gehört nicht nur die Suche nach der idealen Verpaarung, sondern im Vorfeld auch der Check der eigenen Lebenssituation und Erfüllung der Rahmenbedingungen wie z.B. Zeit für die Betreuung während der gesamten Trächtigkeit und Aufzucht, ausreichend finanzielle Mittel für Voruntersuchungen, tierärztliche Besuche (inkl. möglicher Notfälle), Kosten für die Reise zum Deckrüden, Deckgebühren, benötigte Ausstattung für die Geburt und Aufzucht etc. Es geht eben nicht mal so schnell nebenbei. Eines ist mir auch immer sehr wichtig vor der Umsetzung eines Wurfes: wie sieht es mit meinen erwachsenen Hunden aus? Als mein Aussie Henry damals sehr alt und krank war, habe ich all meine Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt und den Wurf lieber aufgeschoben. Die Hunde kommen IMMER an erster Stelle.
Meine Familie ist eine enorme Unterstützung und ebenfalls mit vollem Einsatz dabei. Zum Glück arbeite ich in einem großartigen Unternehmen, kann meistens im Home Office tätig sein und habe die besten Chefs und das beste Team der Welt. Nur dadurch ist es möglich meine kleine Zucht zu verfolgen. Denn niemals käme es für mich in Frage meine Hündin jemanden zu übergeben, der diese dann zum Deckrüden bringt, oder sie ein paar Tage wo zum Decken abgibt. Geschweige denn die Hündin zur Geburt woanders zu „parken“. Niemals nie nicht! Die Hündin und ich sind ein Team, und gerade in dieser sensiblen Zeit nicht zu trennen. Selbstverständlich erfolgt die Geburt und Aufzucht bei uns daheim, und wird niemals ausgelagert. Wenn Zeit und Möglichkeiten dafür fehlen würden, dann käme für mich keine eigene Zucht bzw. Wurf zu diesem Zeitpunkt in Frage.
Planung und erste Vorbereitungen
Sofern es keinen Deckrüden in der eigenen Zuchtstätte gibt, den man für eine Hündin einsetzen kann, geht die Suche los. Dafür nehme ich mir sehr viel Zeit, studiere Ahnentafeln, suche Nachzuchten – sofern bereits vorhanden, checke das Gesamtbild, Charakter und Temperament, Gesundheit und erst wenn ich von dieser Verpaarung wirklich überzeugt bin, nehme ich mit den Besitzern des Deckrüden Kontakt auf. Wichtig ist zu beachten, ob die notwendigen Zuchtvoraussetzungen des ÖCBH für den Einsatz von Hündin und Rüde erfüllt sind. Gerade bei der Nutzung von Deckrüden aus dem Ausland. Da ich immer schon langfristig plane, ist genügend Zeit um alles in Ruhe abzuklären. Den jährlichen ECVO Augencheck setze ich immer rechtzeitig an, falls eine doch früher eintretende Läufigkeit für Überraschungen sorgt.
Welche Aspekte für mich bei der Wurfplanung wichtig sind findet ihr hier: Wahl der Verpaarung
Bisher hatte ich wirklich super lieben, netten und ehrlichen Kontakt zu den Deckrüden-Besitzern. Einige wurden in der Zwischenzeit zu Freunden, bzw. waren dies schon im Vorfeld. Aufrichtigkeit ist in der Zucht wichtig, damit offen über Erfahrungen, Erlebnisse, Probleme und die allgemeine Gesundheit der Rasse geredet und dementsprechend gehandelt werden kann. Zum Glück gibt es einige ehrliche Züchter, denen die Rasse und das Lebewesen Hund wichtiger sind, als in der Öffentlichkeit und auf Social Media lediglich eine schön gefärbte Präsentation vorzugeben.
Warten auf die Hitze der Hündin.....
Sobald das künftige „Hochzeitspaar“ feststeht, beginnt die Vorfreude und das Warten auf die Läufigkeit der Hündin. Meine Mädls haben einen relativ regelmäßigen Rhythmus – erleichtert die Planung und Abstimmung. Winterwurf hatte ich bereits – muss ehrlich gesagt nicht nochmal sein. Also wirklich nicht freiwillig oder geplant. Im Winter würde ich nur noch aus einem Grund einen Wurf verwirklichen: wenn es aufgrund des Alters der Hündin die letztmögliche Gelegenheit wäre sie decken zu lassen. Wobei ich mir auch das mehr als 3x gut überlegen würde. Ansonsten – nö, lieber alle anderen Jahreszeiten. Und da ich keinerlei Ansprüche stelle an die Häufigkeit der Belegungen meiner Hündinnen (eine Hündin wird bei mir niemals mehr als 3 Würfe haben – meist eher nur 2!!) oder Würfe, habe ich absolut keinen Stress und kann gut planen und auch warten.
Wenn meine Mädls vermehrt Markieren, untereinander auf wichtig aneinander schnüffeln und die Rüden interessierter werden bin ich in Alarmbereitschaft. Da ich bisher immer weite Strecken zum Deckrüden hatte, möchte ich den Start der Läufigkeit auf keinen Fall verpassen. Eine genaue Deckzeitbestimmung ist meiner Meinung nach immer wichtig, um die idealen Tage zu bestimmen. Unabhängig davon ob ich den Rüden bei mir, in der Nähe oder weit weg habe. Neben meiner „Stammtierärztin“ Mag. Michaela Messinger, die bereits seit über einem Jahrzehnt zuverlässig, kompetent und großartig zur Seite steht, gibt es noch weitere Unterstützung speziell für die Zucht: Reprovet, das für mich optimale Team zur gesamten Begleitung von der Läufigkeit bis zur Geburt und auch Betreuung danach.
Deckzeitbestimmung
Mit dem Start der Läufigkeit trete ich umgehend mit den Ärzten in Kontakt, um den ersten Termin zur Voruntersuchung und Deckzeitbestimmung zu vereinbaren. Das Ultraschall vor der geplanten Deckung ist bestimmt kein Standard bzw. zwingend notwendig, aber es ist sehr hilfreich um mögliche Auffälligkeiten der Gebärmutter, Entzündungsprozesse etc. abklären und ausschließen zu können. Mit diesem Mittel ist auch von dieser Seite grünes Licht gegeben. Wie häufig weitere Termine zur Deckzeitbestimmung nötig sind, kommt auf das „Tempo“ der Hündin und deren Zyklus an. Im Schnitt waren es bei uns aber immer so 3 bis 4 Checks. Die Übernachtung habe ich bereits immer schon zu Beginn der Hitze unverbindlich angefragt und konnte im Laufe der Tests den genauen Zeitpunkt der Ankunft bekanntgeben. Hat bisher mit Pensionen und Hotels sehr gut geklappt, alle waren sehr flexibel und entgegenkommend.
Auf geht's zum Hochzeitstanz
Sobald uns die Ärzte losschicken wird es langsam aber sicher so richtig spannend. Mir ist es auf jeden Fall lieber ein wenig zu früh vor Ort zu sein, als zu spät. Also wird genügend Zeit eingeplant, vor allem auch um ganz in Ruhe ohne Stress mit der Hündin anreisen und ankommen zu können. Zum Glück gab es bisher noch nie Probleme mit dem Autofahren, lange Strecken sind für meine Hunde kein Thema. Auch neue Umgebungen sind eine willkommene Abwechslung und kein negativer Stress. Trotzdem finde ich es wesentlich entspannter für alle wenn wir, vor allem nach einer langen Anreise, diesen Tag ausklingen lassen und erst am nächsten Tag den ersten Deckversuch starten. Somit sind alle ausgeruht, frisch und munter.
Trotz bester Vorbereitung und Bestimmung der besten Decktage gibt es keine Garantie, dass es auf Anhieb und sofort klappt. Wichtig für eine erfolgreiche Deckung sind Zeit, Ruhe und Geduld. Völlig unverständlich sind mir Personen, die sich keine Zeit nehmen, hektisch und sofort ungeduldig werden. Den Hunden muss die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme und zum Kennenlernen gegeben werden. Mit Zwang geht da gar nichts. Also ich für meinen Teil habe da alle Zeit und Geduld der Welt im Gepäck dabei. Letztendlich spielen die Natur und individuellen Lebewesen eine wichtige Rolle. Denn was bei einer Hündin bzw. einem Rüden gut funktioniert hat, bedeutet nicht, dass es bei einer anderen Verpaarung wieder so abläuft.
Meine bisherigen Zuchthündinnen Tracy und Sydney sind sehr freundliche Damen, die in der Stehzeit dem Hochzeitstanz durchaus zugetan sind. Sie nehmen von sich aus Kontakt auf, fordern zum Tanz und Kennenlernen auf – wenn man ihnen die Gelegenheit gibt!!! – und sind für die Rüden willkommene Damen gewesen. Finde ich auch sehr wichtig, dass die Hündinnen und Rüden ein natürliches Deckverhalten zeigen.
Nach der Deckung wandern die Spermien, können bis in etwa eine Woche im weiblichen Geschlechtstrakt lebensfähig bleiben, durch den Muttermund und die Uterushöhle aufwärts, um die Eizellen anzutreffen. Dann beginnt – hoffentlich – die spannende Entwicklung der befruchteten Eizellen zu kleinen Hundewelpen.
Das Warten bis zum Trächtigkeitsultraschall
Wieder ist Geduld gefordert…..das Warten auf das Trächtigkeitsultraschall, bei dem festgestellt werden kann, ob die Hündin aufgenommen hat. Um den 28. Tag nach der ersten Deckung ist ein idealer Zeitpunkt. Davor gibt es, je nach Hündin, schon Anzeichen, die auf eine Trächtigkeit hinweisen. Sydney zum Beispiel legt bei ihrer Verfressenheit noch einen drauf und ist kaum zu bremsen sobald irgendein Essen im Spiel ist. Extreme Anhänglichkeit und Müdigkeit sind ebenfalls oft gute Hinweise, sowie ein klarer schleimiger Ausfluss ab der 3./4. Woche. Trotzdem gibt es erst beim Ultraschall absolute Gewissheit und Bestätigung der oftmals bereits vermuteten Trächtigkeit. Dieser Moment ist jedes Mal wunderschön, wenn die kleinen Wunder entdeckt werden.
Trächtigkeitsphase
Die Trächtigkeiten verliefen bei uns bisher – zum Glück – ohne Probleme und Auffälligkeiten. In den ersten beiden Wochen nach der Deckung achte ich auf wildere Spiele mit den anderen Hunden im Rudel, ist so eines meiner Bauchgefühle. Die Hündinnen sind hier noch anhänglicher und verschmuster als sonst, vor allem Sydney ist da wirklich extrem. Die Menge des Futters wird im Verlauf der Trächtigkeit immer wieder angepasst, damit die heranwachsenden Zwerge ausreichend versorgt werden können. Die Anhänglichkeit der werdenden Mamas wird ausgeprägter, je näher die Geburt rückt. Sie genießen die Baby-Bauch-Steicheleinheiten, die Nähe und Wärme zu uns Zweibeinern, und die letzten zwei Wochen in etwa weichen sie mir meist gar nicht mehr von der Seite.
Rund 10-14 Tage vor dem errechneten Geburtstermin beginne ich mit dem täglichen Fiebermessen, um einen Temperaturabfall besser erkennen zu können. Es ist nicht immer der Fall, und auch nicht immer sehr eindeutig. Alles schon erlebt. Aber meistens war es ein klares Anzeichen der bevorstehenden Geburt. Das Wurf- und Welpenzimmer beginne ich auch schon rechtzeitig vorzubereiten: Wurfbox aufstellen, Handtücher, Welpenwaage, Utensilien für die Geburt und danach, meine Schlafmöglichkeit und alles was so nötig ist eben parat zu haben.
Etwa eine Woche vor der Geburt schlafe ich mit der Hündin schon in diesem Zimmer. Wird immer sehr gerne angenommen. Die Wurfbox wird teilweise von der Hündin zum Schlafen benutzt, vor allem aber für den Nestbau und die nötigen „Umgrabearbeiten“ zu vollziehen. Auch hier sehr interessant wie unterschiedlich intensiv dies bei den Hündinnen ausfällt. Bewegung ist nach wie vor wichtig, jedoch alles natürlich im angemessenen Tempo und Umfang der Spaziergänge.
Es ist wissenschaftlich erwiesen WIE SEHR die Welpen bereits im Bauch der Hündin auf äußere Einflüsse wie Stress, Gesundheits- und Gemütszustand der Mama reagieren und geprägt werden. Eine souveräne, wesensfeste und freundliche Hündin ist für mich das A und O für eine liebevolle Aufzucht der Welpen. Selbstverständlich sollen beide Elternteile einen stabilen Charakter besitzen, um diesen an die Nachzucht weiterzugeben. Aber unumgänglich ist mir eine absolut stabile, aufgeschlossene und charakterstarke Hündin. Für mich sind Ängstlichkeit, Scheu, Aggression, Unsicherheit und nicht soziales Verhalten im Alltag absolute No-Go’s für eine potentielle Zuchthündin. Selbstverständlich darf die Hündin auch mal angemessen erschrecken oder im Rudel jemanden zurechtweisen. Die Betonung liegt hier auf ANGEMESSEN. Wenn eine Hündin bei jedem Geräusch erschrickt, sich an ihrem eigenen Wohnort nicht wohl fühlt, in fremden Umgebungen komplett unsicher und ängstlich verhält, Angst hat auf unterschiedlichen Untergründen zu laufen, etc.etc. – dann kommt sie für mich als Zuchthündin nicht in Frage. Denn wie sollen sich die Welpen da – bei aller Bemühungen durch den Züchter – entwickeln? Sie orientieren sich selbstverständlich an ihrer Mama, und wenn diese selbst ständig unter Stress steht, kann man sich ausmalen welchen Einfluss dies auf die Welpen haben wird. Und dies betrifft eben schon die Trächtigkeitsphase…
Bei uns werden jedenfalls nur Hündinnen für die Zucht in Erwägung gezogen, wenn sie sich im Alltag souverän und sicher verhalten, keine Probleme mit Ausflügen an fremde Umgebungen haben und einen tollen Charakter, samt Sozialverhalten mitbringen.
...die bevorstehende Geburt
Die letzten Tage sind mit Abstand die schwierigsten für mich…Geduld und Ruhe bis zum „Start“ der Geburt…..Das Hoffen und Bangen auf eine reibungslose Geburt, keine Komplikationen, Mama und Babies wohlauf. Die letzte Woche lasse ich meine Hündin wirklich keine Sekunde mehr alleine, 24 Stunden Betreuung ist durchgehend angesagt. Diese Phase verbringen wir in Ruhe, ohne Stress und Hektik, und vor allem GEMEINSAM. Belohnt werden Hundemama und wir mit hoffentlich gesunden Babies, einer sich gut erholenden Hündin und vielen Wochen voll von Liebe, Glück und Abenteuern……


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